Wohngebiet Teutoburger Platz wieder sicher und lebenswert machen – durch Entlastung vom stark wachsenden Durchgangsverkehr

Drs. IX-1175

Gemeinsamer Antrag von Linksfraktion und den Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen in der BVV Pankow


Das Bezirksamt wird ersucht, verkehrsberuhigende Maßnahmen im Wohngebiet, um den Teutoburger Platz zu prüfen, um angemessen auf die stetig wachsende Belastung der Anwohnenden durch Durchgangs- und Abkürzungsverkehre zu reagieren, insbesondere in der Fehrbelliner Straße und in der Christinenstraße.

Bei der Prüfung von kurzfristigen Maßnahmen soll der BVV-Beschluss IX-0750 „Christine soll schöner werden“ berücksichtigt und auch folgende Ideen geprüft werden:

1. Einrichtung folgender Einbahnstraßenführungen:

  • Christinenstraße von der Kreuzung Fehrbelliner Straße/Christinenstraße bis zur Torstraße in Fahrtrichtung Torstraße;
  • Christinenstraße von der Kreuzung Fehrbelliner Straße/Christinenstraße bis zur Schwedter Straße in Fahrtrichtung Zionskirchstraße;
  • Templiner Straße von der Kreuzung Fehrbelliner Straße/Templiner Straße bis zur Zionskirchstraße in Fahrtrichtung Zionskirchstraße.

2. Verlagerung der Parkordnung durch wechselweise Senkrechtaufstellung auf der Christinenstraße jeweils einer Fahrbahnseite in den Abschnitten:

  • Fehrbelliner Straße bis Zionskirchstraße,
  • Lottumstraße bis Zehdenicker Straße.

Darüber hinaus ist der in der Baugenehmigung 2014/10434 zum Block „Templiner Park“ beschriebenen Standes auf Höhe Fehrbelliner Straße 14, einschließlich:

  • Absolutes Haltverbot gegenüber der Warenanlieferung EDEKA/Denns (Fehrbelliner Straße 85–87) zur Vermeidung gefährlicher Rangiermanöver und zum Schutz der angrenzenden Fahrradstraße Choriner Straße inkl.
  • Einrichtung eines Wendehammers Höhe Fehrbelliner Straße 14 B und Choriner Straße;

Außerdem soll sich das Bezirksamt Pankow um eine Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Mitte (z.B. mit Hilfe einer Verwaltungsvereinbarung) bemühen. Ziel dieser Zusammenarbeit soll ein abgestimmtes Verkehrskonzept für beide Planungsräume Arkonaplatz und Teutoburger Platz (welcher z.T. in der Zuständigkeit des Bezirks Mitte und z.T. in der Pankows liegt) sein. Bei den Planungen ist die Anwohnerschaft vor Ort zu beteiligen.

 

Einreichende, SPD-Fraktion: BV Katja Ahrens, BV Roland Schröder

Einreichende, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: BV Jan Drewitz, BV Almuth Tharan, BV Christoph Göring

Einreichende, Linksfraktion: BV Wolfram Kempe, BV Maria Bigos, BV Maximilian Schirmer

Begründung:

Wie die Anfang 2025 von der Senatsverwaltung veröffentlichten Daten zur Jahresfahrleistung von KFZ auf Berliner Hauptstraßen (ohne Autobahnen) belegen, ist diese seit dem Spitzenjahr 1998 kontinuierlich auf 85% des damaligen Niveaus gesunken.

In Berlins Nebenstraßen dagegen gibt es keine systematische Erfassung des Verkehrs-aufkommens. Betroffene Bürgerinnen und Bürger greifen daher zur Selbsthilfe und installieren sogenannte „Telraam“-Verkehrszählgeräte, um entsprechende Daten zu generieren. Die Daten dieser Geräte werden inzwischen auch bei Gerichtsverfahren, etwa vom OVG Berlin-Brandenburg herangezogen.

Zwei dieser Geräte erfassen seit über einem Jahr das Verkehrsaufkommen im Wohngebiet um den Teutoburger Platz (Teutoburger-Kiez) und zeigen die erhebliche Zunahme des Durchgangs- und Abkürzungsverkehrs1:

In nur einem Jahr hat sich demnach z.B. das KFZ-Aufkommen in der Fehrbelliner Str. um rund 60% erhöht. In der Christinenstraße hat sich der PKW-Verkehr im selben Zeitraum ebenfalls verdoppelt (2024: ca. 8164 Fahrzeuge binnen 14 Tagen; 2025: 19037 Fahrzeuge binnen 14 Tagen) und Verkehr durch Transporter, LKWs etc. sogar verfünffacht (2024: ca. 1414 Fahrzeuge binnen 14 Tagen; 2025: 7253 Fahrzeuge binnen 14 Tagen).

Auf der Nebenstraße Fehrbelliner Str. sind an Spitzentagen mehr als 5000 Fahrzeuge unterwegs. Das sind mehr als auf der benachbarten Hauptstraße Kastanienallee. So fuhren z.B. am 21. Februar 2025 3521 PKW durch die Fehrbelliner Straße gegenüber 3144 PKW auf der Kastanienallee. Dies entspricht einem Anstieg von über 100 % im Vergleich zum Vorjahr.

Die Indikation der Telraam- Geräte zeigt weiter, dass etwa 40 % der Fahrzeuge die zulässige Geschwindigkeit von 30 km/h überschreiten – knapp 2 % sogar mit über 70 km/h. Dies ist sogar an der Kreuzung mit der Fahrradstraße Choriner Straße, wo Kinder zur Schule gehen oder spielen, zu beobachten und deckt sich den Geschwindigkeitsmessungen.

Es handelt sich dabei vor allem um weiträumige Verkehrsströme, die mit Hilfe von – auf Zeitgewinn optimierter – Navigationsdienste Wartezeiten an Signalanlagen im Hauptstraßennetz vermeiden. Der Weg dorthin führt über die Durchquerung von Wohngebieten, wie dem Teutoburger-Kiez. Statt zum Beispiel der Torstraße zu folgen und erst am Rosenthaler Platz rechts in die Brunnenstraße abzubiegen, wird über das Kopfsteinpflaster der Christinenstraße und die Fehrbelliner Straße abgekürzt und so die Lärmbelastung für die Anwohnenden immer unerträglicher gemacht – insbesondere in Bezug auf nächtliches Verkehrsaufkommen (Lärmspitzen: über 80 dB im 5. OG).

Diese dramatische Verkehrsentwicklung im Teutoburger-Kiez mit seinen Schulen, Kitas, Spielplätzen und Begegnungsstätten und auch die besondere Lärmbelastung auf den kopfsteingepflasterten Straßen beeinträchtigen Lebensqualität und Verkehrssicherheit für die Bewohner immer stärker. Dem soll mit den vorgeschlagenen Maßnahmen etwas entgegengesetzt werden.

Die Forderung nach Verkehrsberuhigung wird auch von den Anwohnerinnen und Anwohnern erhoben. Laut einem Bericht der Berliner Zeitung vom März 2025 haben Bürger rund um den Teutoburger Platz Maßnahmen gegen den Durchgangsverkehr gefordert und ihre Sorge um die Sicherheit ihrer Kinder zum Ausdruck gebracht.

Die Bürgerinitiative zur Verkehrsberuhigung auf der Mitte-Seite des Wohngebietes Kastanienallee/ Teutoburger Platz hat über 2000 Unterschriften gesammelt, davon stammen allein 37% von Anwohnern der Pankower Seite (siehe Beschluss 1134/VI der BVV Berlin-Mitte vom 22.2.2024). Bei einer Umsetzung der dort vorgesehenen Maßnahmen steigt die Belastung für die Anwohnenden auf der „Pankow-Seite“ des Kiezes absehbar weiter.

Die geforderten Maßnahmen orientieren sich dabei auch an bestehenden Beschlüssen der BVV, wie etwa IX-0750 „Christine soll schöner werden“, sowie an den genehmigten Plänen Baugenehmigung „Templiner Park“ sowie Beschluss 1134/VI der BVV Berlin-Mitte vom 22.2.2024. Zusätzlich stehen die Maßnahmen im Einklang mit den Zielsetzungen der Mobilitätswende, des Schulwegsicherheitsprogramms sowie der Lärm- und Feinstaubvermeidung.