Schließung der Kinderfreizeiteinrichtung „Fallobst“: Bezirksamt irritiert mit seinen Antworten

Am 29. April teilte das Bezirksamt bestehende Pläne zur Schließung der Kinderfreizeiteinrichtung „Fallobst“ mit. Hierzu hatte Maria Bigos, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion Pankow, eine Kleine Anfrage (KA-1043/IX) an das Bezirksamt gestellt. Die nun erfolgte Beantwortung der Anfrage durch das Bezirksamt kommentiert Bigos wie folgt:

„Die Antwort trägt nicht zur Aufklärung bei, sondern stiftet noch mehr Verwirrung. Eingangs wird beklagt, dass der Personalmangel, der nun zur Schließung der Kinderfreizeiteinrichtung Fallobst führen wird, nicht hätte behoben werden können und auch nicht mehr zu beheben ist, ohne den Betrieb anderer größerer Einrichtungen zu gefährden. Dann heißt es plötzlich, es seien dem Bezirksamt keine ähnlichen Personalengpässe in anderen Kinder- und Jugendfreizeitstätten bekannt – was denn nun?“

Aufgrund von Personalengpässen in der Jugendfreizeiteinrichtung „Oktopus“ wurde die letzte im Fallobst verbliebene Mitarbeiterin 2023 dorthin versetzt. Ab Mitte 2024 hätte sich die Personalsituation auch in anderen, größeren Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe verschärft und dadurch der Handlungsspielraum im Falle Fallobst weiter eingeschränkt.

„Trotzdem negiert man einen offensichtlichen Fachkräftemangel und behauptet sogar kühn, es bestünden im Bereich Jugend und Familie grundsätzlich keine Probleme bei der Personalfindung und Personalbindung. Freie und freiwerdende Stellen würden umgehend besetzt – nur eben nicht im Fallobst, im Oktopus oder den weiteren Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in sozial besonders belasteten Gebieten,“

stellt Bigos fest.

„Entweder weiß die eine Hand nicht, was die andere tut oder man ignoriert, dass Umsetzungen keine Lücken schließen, sondern sie einfach nur woanders aufreißen. Man opfert das eine für das andere und kann die eigene Entscheidung dann bequem so darstellen, als sei sie aus der Not geboren worden, obwohl man das Fallobst schon vor zwei Jahren schlichtweg aufgegeben hat.“

Die kinder- und jugendpolitische Sprecherin zweifelt demnach weiterhin an der grundsätzlichen Unabwendbarkeit der Schließung und vermutet, dass es eher um eine fehlende Weiterentwicklung von Angeboten und letztlich auch um die immer wieder in Frage stehende Sinnhaftigkeit von Schülerklubs als Teil der Kinder- und Jugendhilfe geht:

„Wir können gerne darüber sprechen, warum bestimmte Einrichtungen und Angebote ein begrenztes sozialräumliches Wirkungsfeld haben und ihr Potential nicht ausschöpfen. Dann müssen wir aber auch darüber diskutieren, wie wir die bestehenden Einrichtungen in zielführendere Formate überführen und mit tragfähigen Konzepten ausstatten und warum das beim Fallobst nicht geschehen ist. Schließlich ist die Region nicht ausreichend mit Angeboten versorgt. Das kann auch nicht mit einem simplen Verweis auf ‘benachbarte‘ Einrichtungen ausgeglichen werden“,

hebt Bigos hervor und erläutert weiterhin: 

„Kinder haben wie alle Menschen ihre eigenen Sozialräume und Netzwerke. Die Türen anderer Einrichtungen stehen ihnen natürlich offen – auch jetzt schon. Ob sie aber durchgehen, entscheiden keine Verwaltungsgliederungen, sondern Beziehungsgeflechte. Eine Schließung sollte deshalb immer fachlich begründet und mit Alternativen für fortbestehende Bedarfe versehen sein, die die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen berücksichtigen – nicht aufgrund äußerer Zwänge, die nach zwei langen Jahren just in dem Moment dringlich wurden, wo ganz Berlin über Kürzungen spricht.“