Gleichstellung und Antidiskriminierung

Pankow ist ein vielfältiger und weltoffener Bezirk. Die Beteiligung aller Pankower*innen diverser Hintergründe am öffentlichen Leben und der Politik zu gewährleisten sowie frauen- und queerpolitische Räume zu erhalten bleibt ein wichtiges Themenfeld der Bezirkspolitik, dem sich die Linksfraktion besonders verpflichtet sieht. Um Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit zu erreichen, unterstützen wir die vielfältigen und erfolgreichen Frauenprojekte Pankows. Wir machen uns außerdem dafür stark, dass die Verwaltung vielfältiger wird.

Hier finden Sie alle unsere Anträge und Anfragen, sowie alle Meldungen mit Bezug zu Themen der Gleichstellung, der Antidiskriminierung und der Queerpolitik.

Genderprojekt auflegen!

7. Tagung der BVV

Ds. VII-0166

Gemeinsamer Antrag der Linksfraktion und der Fraktionen der SPD, Bündnis90/Die Grünen


Die BVV möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, 

anhand der Daten aus der Gender Budgeting-Analyse beispielhaft den Bereich der Wirtschaftsförderung dahin gehend zu betrachten, wie die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel gendergerecht verteilt werden können. Hierbei ist insbesondere festzustellen, welchen spezifischen Beratungsbedarf Frauen und Männer jeweils benötigen und mit welchen Maßnahmen Gründungen speziell von Frauen angeregt werden könnten. Der Ausschuss für Wirtschaft, Gleichstellung und Städtepartnerschaften sowie der Finanzausschuss sollen diesen Prozess begleiten.

Begründung:

Seit Jahren steigt die Zahl der selbständig Erwerbstätigen kontinuierlich, seit 1991 hat sie sich mehr als verdoppelt – der Anstieg fällt bei den Frauen stärker aus als bei den Männern, die jedoch nach wie vor weitaus häufiger selbständig sind, der Frauenanteil betrug laut Gender Datenreport des Amtes für Statistik im Jahr 2010 34,5 Prozent.

Soeben hat dieses Amt vermeldet, dass im ersten Quartal 2012 in den Berliner Wirtschaftsämtern fast 12.700 Gewerbe angemeldet worden sind, das ist der höchste Wert seit fünf Jahren. Gleichzeitig wurden über 9.500 Gewerbeabmeldungen registriert, was einem Plus von 4,8 Prozent entspricht. Von Frauen wurden 32,2 Prozent der 10.300 Einzelunternehmen angemeldet, bei den 7.700 abgemeldeten Einzelunternehmen lag der Frauenanteil bei 29,5 Prozent.

Studien wie die kfw-Studie „Gründerinnen – Frauen als eigene Chefs vom Juli 2011 (http://www.kfw.de/kfw/de/KfW-Konzern/Medien/Aktuelles/Pressearchiv/2011/20110712_52364.jsp) weisen nach, dass Frauen immer noch signifikant seltener als Männer in die Selbständigkeit gehen und Unternehmen gründen. Viele Frauen wollen ihr Unternehmen in kleinen Dimensionen halten, um flexibel zu bleiben und die Balance zwischen Privat- und Berufsleben besser zu meistern. Deshalb wählen Frauen häufiger eine Gründung im Nebenerwerb als Einstieg in die Selbstständigkeit. Ferner gründen sie häufiger ohne Mitarbeitende oder mitgründende Teampartner und vergleichsweise häufig im Bereich der persönlichen Dienstleistungen. Hinsichtlich des unternehmerischen Erfolgs schneiden Gründerinnen und Gründer gleich gut ab und auch in Bezug auf die Anpassung der Finanzierung an die Projekterfordernisse stehen Gründerinnen und Gründern in etwa gleich gut da. Die kfw-Studie stellt als Fazit fest: „Auf der einen Seite sollten sich Maßnahmen, die auf eine Unterstützung der Gründungsfinanzierung abzielen, primär an den Projektmerkmalen orientieren – und nicht am Geschlecht der Gründenden. Auf der anderen Seite könnte es lohnenswert sein, in der Gründungsberatung stärker auf genderspezifische Informationsbedürfnisse beispielsweise im Hinblick auf die Branchenwahl, die Einbindung von mitgründenden Teampartnern und die Einstellung von Mitarbeitern einzugehen.“

Einen weiteren Aspekt greift die Studie „Managerinnen 50plus – Karrierekorrekturen beruflich erfolgreicher Frauen in der Lebensmitte“ (EWMD Deutschland, TU Berlin für BMFSFJ Mai 2011: www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationsliste,did=169342.html) auf: Viele Managerinnen im Alter um die 50 Jahre, die auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken, gehen in die Selbständigkeit, weil sie sich dem innerbetrieblichen K(r)ampf nicht mehr aussetzen wollen. Ein Potenzial für Pankow?

Der Antrag zielt darauf ab, Konsequenzen aus der für Frauen negativen Gender Budgeting-Analyse zu ziehen und in einem ausgewählten Bereich beispielhaft das Umdenken und Umsteuern zu erproben. Dabei sollte ggf. auf eine externe Expertise zurückgegriffen werden, Drittmittel sind einzuwerben – insbesondere bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen. Die BVV und die zuständigen Fachausschüsse sollen dies begleiten und sind entsprechend einzubeziehen.