LINKSFRAKTION Pankow
Bericht 16. Tagung der BVV Pankow am 12. Juli 2023

Liebe Leserinnen und Leser,

die 16. Tagung der Bezirksverordnetenversammlung Pankow am 12. Juli 2023 war eine ungewöhnliche. Zum ersten Mal in der Geschichte der Kammer sprach ein Bürgermeister einer Partnerstadt vor den Verordneten. Oleksandr Tretyak, Bürgermeister von Pankows neuester Partnerstadt Riwne, war eigens aus der Ukraine angereist, um die BVV zu adressieren. Er sprach Pankow seinen Dank für die Unterstützung der vom russischen Angriffskrieg betroffenen Stadt aus.

Zugleich fand vor der BVV eine Demonstration der Mieter*innen-Initiative Pankow gegen Verdrängung statt, die die wegfallende Sozialbindung Tausender Wohnungen im Bezirk kritisiert. Die Demonstrierenden fanden auch ihren Weg in den Sitzungssaal, wo sie lautstark auf ihre Lage aufmerksam machten und den grünen Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Cornelius Bechtler zur Rede stellten. 

Auf der Tagesordnung standen aber auch jede Menge Anträge. So folgte die BVV der LINKSFRAKTION und Bündnis 90/Die Grünen in einer deutlichen Resolution gegen den Radwegestopp der CDU-geführten Senatsverwaltung Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Trotzdem gelang es nicht, die gesamte Agenda abzuarbeiten, bevor sich die Bezirksverordneten in die parlamentarische Sommerpause verabschiedeten. Sie wird in der 17. Tagung am 20. September fortgesetzt werden.

Mit der Sitzung vom 12. Juli sind nun auch die Wahlen der neuen Bürgerdeputierten abgeschlossen und wir freuen uns Birgit Geisel, Kaspar Metzkow, Elio Protze und Enja Springob als Bürgerdeputierte für die LINKSFRAKTION begrüßen zu dürfen! 

Schöne Sommerferien und viel Spaß beim Lesen wünscht

Ihre Newsletter-Redaktion

 

Inhaltsverzeichnis

 
  1. Auftakt der 16. Tagung
  2. In der Debatte
  3. Weitere angenommene Anträge der LINKSFRAKTION
  4. In Ausschüsse überwiesene Anträge der LINKSFRAKTION
  5. Drucksachen aktuell
 

Auftakt der 16. Tagung

 

Besuch und Ansprache des Bürgermeisters von Riwne

 

Die Bezirksverordnetenversammlung begann diesmal mit der Ansprache des Bürgermeisters der ukrainischen Stadt Riwne, Oleksandr Tretyak, der mit eindrucksvollen Worten die Lage in der Stadt seit Beginn des russischen Angriffskrieges schilderte. Die Stadt ist nicht nur selbst mehrmals Opfer russischer Raketenangriffe geworden, die zahlreiche Leben gefordert haben, sondern hat vor allem viele Geflüchtete aus den schwerer betroffenen Regionen des Landes aufgenommen. Tretyak beschrieb wie die Einwohner*innen von Riwne auch unter den schweren Bedingungen des Krieges Solidarität aufbringen für jene, die im Westen der Ukraine vor dem russischen Militär Schutz suchen. Tretyak wusste außerdem zu berichten, wie die Menschen der Stadt den Angriffen trotzen, indem sie versuchen, ihr Leben weiterzuleben, und erzählte von Lehrer*innen, die bei Luftangriffssirenen weiter unterrichteten.

Ausdrücklich dankte der Bürgermeister Pankow für seine partnerschaftliche Unterstützung und die gelieferten Hilfsgüter.

Die Städtepartnerschaft Pankows mit Riwne ist die jüngste des Bezirks. Sie wurde im Dezember 2022 vor allem auf Initiative des ehemaligen Bürgermeisters Sören Benn (DIE LINKE) begründet und von der BVV mit großer Mehrheit angenommen. Benn besuchte im Februar Riwne und ist auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Partnerschaftsverein Berlin Pankow Riwne e.V. engagiert. Dieser organisiert im August 2023 ein Ferienlager für die Halb- und Vollwaisenkinder, das sie hier mit ihrer Spende unterstützen können.

 

Demo der Mieter*innen-Initiative Pankow gegen Verdrängung

 

Vor Beginn und während der BVV demonstrierte die Mieter*innen-Initiative Pankow gegen Verdrängung auf dem Platz vor Haus 7, indem die Verordneten tagten. Die erst vor zwei Wochen gegründete Initiative will auf die auslaufende Sozialbindung von Wohnungen im Bezirk aufmerksam machen, die für viele der Mitglieder Verdrängung aus ihren Wohnungen bedeuten wird.

Zwischen 1990 und 2003 wurden im Zuge des Förderprogramms "Soziale Stadterneuerung" in Berlin 18 000 Wohnungen in maroden Häusern, über ein Drittel davon in Pankow, insbesondere in Prenzlauer Berg, saniert. Im Gegenzug wurden die Eigentümer*innen für 20 bis 30 Jahre auf Mieterschutzregelungen verpflichtet, die u.a. vor Eigenbedarfskündigungen und drastischen Mieterhöhungen schützten. Im jetzigen sowie in den kommenden Jahren läuft diese Verpflichtung, die sog. Sozialbindung, bei zahlreichen Wohnungen aus.

Die betroffenen Mieter*innen sehen sich nun mit Kündigungen und Mieterhöhungen konfrontiert. Einige der Demonstrant*innen waren auch im Sitzungssaal zugegen und nutzten die Einwohnerfragestunde der BVV lautstark, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Dabei brachten sie den Stadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste Cornelius Bechtler (Bündnis 90/Die Grünen) in Erklärungsnot.

Die LINKSFRAKTION steht klar an der Seite der Mieter*innen von Pankow gegen Verdrängung. Verdrängung aus dem eigenen Kiez, der eigenen Lebenswelt, ist kein Naturgesetz, sondern menschengemacht. Der Mietenwahnsinn in Berlin erfordert vor allem politische Antworten!

 
 

In der Debatte

 

Kein Radwegestopp in Pankow

 

In einem gemeinsamen Antrag fordern die LINKSFRAKTION Pankow und die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Bezirksamt auf, sich bei den zuständigen Stellen in der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt mit Nachdruck dafür einzusetzen, dass alle in Pankow geplanten Fahrradinfrastrukturprojekte unverzüglich wie geplant umgesetzt werden. Außerdem soll der Ausbau der Fahrradinfrastruktur, für den der Bezirk allein verantwortlich ist, weiter planmäßig vorangetrieben werden.

Die Radinfrastruktur ist von entscheidender Bedeutung für die Schaffung einer nachhaltigen Mobilität in unserer Stadt und unserem Bezirk. Der zügige Ausbau von geschützten Radwegen und Fahrradstraßen ist auch für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer wichtig. Die ohnehin lange Zeit der Planung und Prüfung darf nicht noch künstlich verlängert werden, da sonst riskiert wird, dass Fördergelder in Millionenhöhe verfallen. 

Der von Senatorin Manja Schreiner (CDU) am 15. Juni 2023 einseitig verhängte Radwegestopp gefährdet die Mobilitätswende in Berlin und in Pankow. Die LINKSFRAKTION hatte sich bereits vorab dazu klar positioniert und Schreiner kritisiert. Wolfram Kempe, verkehrspolitischer Sprecher der LINKSFRAKTION, erklärte dazu: „Der immer wieder gerade von der CDU vorgetragene Vorwurf einer ideologischen Verkehrspolitik fällt jetzt auf sie selbst zurück. Berlin hat noch nie so viel Ideologie zugunsten des Autos in der Verkehrspolitik gesehen wie unter einer CDU-Senatorin. Recht und Gesetz sind ihr dabei offensichtlich egal.“ In der Debatte brachte Kempe seine Fassungslosigkeit angesichts dieser noch nie dagewesenen Maßnahme und des Kommunikationsverhaltens einer Senatsverwaltung zum Ausdruck.

Kempe wies ebenfalls daraufhin, dass der senatsseitig verhängte Stopp der Radwegevorhaben auf unbestimmte Zeit im Kern eine Haushaltssperre durch die SenMVKU darstellt. Ob die Senatsverwaltung dazu überhaupt berechtigt ist – denn, so erinnerte Kempe, der bereits vom Abgeordnetenhaus beschlossene Haushalt ist Gesetz –, ist nun durch den Bezirk zu prüfen und es sind gegebenenfalls gerichtliche Schritte einzuleiten.

Der Antrag wurde mit den Stimmen der LINKSFRAKTION und der Fraktionen von SPD und Grünen gegen die Stimmen der CDU-Fraktion angenommen. Die BVV Pankow sah damit nicht den ersten und wahrscheinlich nicht den letzten Zwiespalt in der noch jungen Jamaika-Zählgemeinschaft.

 

Heinz-Brandt-Schule – Alles möglich machen für die Schulaußenfläche

 

Der modulare Ergänzungsbau (MEB) an der Heinz-Brandt-Schule in Weißensee schafft dringend benötigte Oberschulplätze im Bezirk, wird aber Flächen der Schulaußenanlage nutzen und damit beeinträchtigen. Deshalb sind hier umfassende Ausgleichsmaßnahmen notwendig. Die LINKSFRAKTION ersucht mit diesem Antrag daher die Außenfläche der Schule weiterzuentwickeln. So soll umgehend die Verlagerung der Fahrrad-Abstellflächen ins öffentliche Straßenland auf die Streustraße geprüft und umgesetzt werden, um die Außenfläche zu entlasten.

Der Antrag fand die Zustimmung einer Mehrheit der Bezirksverordneten.

 

Rettet die Kiezkneipe – Kneipengipfel zur Unterstützung der Pankower Gastronomie einberufen

 

Die LINKSFRAKTION zeichnete einen Antrag der SPD-Fraktion mit, der die Rettung der vielen im Bezirk vom Ende bedrohten Kiezkneipen zum Ziel hat. Zu diesem Zweck soll ein Krisengipfel unter Beteiligung des Bezirksamtes und Vertreter*innen der betroffenen Gastronomie Lösungen und Unterstützungsmöglichkeiten des Bezirks erarbeiten.

Nachdem ein Überweisungsantrag der Grünen Fraktion keine Mehrheit fand, nahm die BVV mit großer Mehrheit den Ursprungsantrag an.

 

Aufstellung eines Bebauungsplans für die KGA Alte Baumschule

 

Die LINKSFRAKTION zeichnete einen weiteren Antrag der SPD-Fraktion mit, der die Aufstellung eines Bebauungsplanes zur dauerhaften planungsrechtlichen Sicherung der kleingärtnerischen Nutzung der Flächen der Kleingartenanlage „Alte Baumschule“ fordert.

Die BVV Pankow stimmte unter Applaus der anwesenden Kleingärtner*innen zu.

 
 

Weitere angenommene Anträge der LINKSFRAKTION

 

Bundesmittel für den Ersatzneubau des MAXIM

 

Gemeinsam mit allen demokratischen Fraktionen der BVV hat die LINKSFRAKTION einen Antrag in die BVV eingebracht, der das Bezirksamt bei seiner Interessenbekundung und der Einreichung einer Projektskizze für Fördermittel des Bundes (Bundesprogramm Sport, Jugend und Kultur) für einen Ersatzneubau des MAXIM unterstützt. Die Jugendfreizeiteinrichtung in Weißensee hat schon seit vielen Jahren mit erheblichen baulichen Schäden zu kämpfen.

Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen.

 
 

In Ausschüsse überwiesene Anträge der LINKSFRAKTION

 

Kulturorte für Menschen mit Migrationsgeschichte – Vielfalt in Pankow fördern!

 

Mit diesem Antrag ersucht die LINKSFRAKTION das Bezirksamt zu prüfen, ob die Idee der Human Library® oder ein ähnliches Konzept für bezirkseigene Kulturorte – wie z.B. unsere Bibliotheken, Volkshochschulen – und für freie Träger, geeignet ist.

Human Library® ist ein Konzept, das in Dänemark im Jahr 2020 ins Leben gerufen wurde. Durch das Schaffen von sicheren Räumen für Austausch und Dialog sollen Vorurteile, Stigmata und soziale Ausgrenzungen abgebaut werden. Das Projekt möchte Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Teilnehmende können sich dort untereinander austauschen und einander Fragen stellen.

Das Bezirksamt sollte bei seiner Prüfung Orte mit viel Zuwachs von Menschen mit Migrationsgeschichte eruieren. Dort könnte so ein regelmäßiger Austausch unter den Anwohnenden gefestigt werden. Das Konzept sollte nach Möglichkeit den Aspekt der Mehrfachdiskriminierung berücksichtigen.

Die BVV überwies den Antrag in die Ausschüsse Partizipation und Integration sowie Weiterbildung, Kultur und Städtepartnerschaften.

 
 

Drucksachen aktuell

 
 

Impressum

Linksfraktion Pankow
Bezirksamt Fröbelstraße 17
10405 Berlin
Telefon: (030) 42 02 08 73
Fax: (030) 42 02 08 74
kontakt@linksfraktion-pankow.de

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