Präventionsprojekte Pankow mit Schwerpunkt Kinder, Jugendliche und Familien

BV Maria Bigos

Kleine Anfrage - KA-0823/IX

Eine gelingende Gesundheitsförderung setzt auf Prävention. Obgleich es eine fachliche Breite möglicher Präventionsansätze gibt, wurden in den letzten Jahren Leitfäden zur Orientierung und Rahmensetzung erarbeitet, inklusive Qualitätskriterien für die Kommunen – entweder von Verbänden oder durch die jeweiligen Bundesländer.

So hat unter anderem das Bundesland Nordrhein-Westfalen eine eigene „Grüne Liste Prävention“ erarbeitet, die evidenzbasierte Präventionsprogramme für Kommunen auflistet und ihnen dabei hilft die eng bemessenen Kommunalmittel gezielter und damit auch wirksamer einzusetzen (vgl. https://www.gruene-liste-praevention.de/communities-that-care/Media/_Grne_Liste_Kriterien.pdfhttps://www.gruene-liste-praevention.de/communities-that-care/Media/_Grne_Liste_Kriterien.pdf). Hierfür hat Nordrhein-Westfalen eine eigene Koordinierungsstelle eingerichtet und listet erfolgreich durchgeführte Projekte im Bereich Prävention mit Fokus auf strukturell benachteiligte Personengruppen und Viertel (vgl. (https://www.lzg.nrw.de/ges_foerd/kgc/foerderung/antragstellung_n_betr/gefoerd_proj/index.html). Ziel ist es, dass Betroffene schneller und effizienter Hilfe erhalten und gleichzeitig Folgeschäden und –kosten auch für die öffentliche Hand gleichermaßen abzuwenden. Insbesondere die fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD) bei Kinder und Jugendlichen erzeugt enorme Folgekosten in den Bereichen Jugendhilfe, Eingliederungshilfe und Schule. Es ist eine der wenigen Diagnosen die durch Verhaltensprävention zu 100% vermieden werden könnte.

Auch der GKV Spitzenverband nimmt explizit mögliche Präventionsprojekte in den Kommunen in den Blick und Verbünde und Initiativen schaffen konzeptionelle Grundlagen für die tägliche Arbeit in den Kommunen (vgl. https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/praevention__selbsthilfe__beratung/praevention/praevention_leitfaden/2023-12_Leitfaden_Pravention_barrierefrei.pdf). Der Kooperationsverbund „Gesundheitliche Chancengleichheit“ macht bspw. Mit über 75 Mitgliedern Angebote der soziallagen- und sozialraumbezogenen Gesundheitsförderung über seine Datenbank transparent, vernetzt Institutionen aus verschiedenen Bereichen, fördert den Austausch von Wissenschaft und Praxis und verknüpft bestehende Strukturen. Ihr Auftrag ist es, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren auf Landes- und kommunaler Ebene anzuregen, Good-Practice-Projekte zu identifizieren und zu verbreiten und damit die Qualitätsentwicklung zu fördern. Ein Schwerpunkt der Arbeit des Kooperationsverbundes ist seit 2011 der kommunale Partnerprozess „Gesundheit für alle!“, in dessen Rahmen kommunale, lebensphasenübergreifende Gesundheitsstrategien („Präventionsketten“) die Voraussetzungen für ein möglichst langes und gesundes Leben für alle Menschen der Kommune unabhängig von der jeweiligen sozialen Lage verbessern sollen.

Im Kinder- und Jugendhilfeausschuss Pankow am 29.02.2024beschrieb der Regional Sozialpädadogische Dienst Nord (RSD Nord) die Entwicklungen im Sozialraum Buch mit einer Zunahme psychischer Erkrankungen und Gewalt in Familien, die mit Präventionsmaßnahmen und dazugehöriger Kooperation mit den Krankenkassen ggf. abgemildert bis vermieden werden könnten.

Deshalb frage ich das Bezirksamt:

  1. Welche Präventionsprojekte hat das Bezirksamt Pankow in den letzten zehn Jahren selbst oder im Rahmen des Zuwendungsrechtes durch Dritte umgesetzt? Bitte um Listung nach Jahresscheiben mit Nennung der Rechtsgrundlagen und Zuständigkeit des jeweiligen Amtes bzw. Organisationseinheit oder Träger? Falls keine Umsetzungen erfolgten, bitte um Begründung warum nicht.
  2. Welche der umgesetzten bzw. geförderten Projekte der letzten zehn Jahre haben den Schwerpunkt Kinder, Jugendliche und Familien?
  3. Ist dem Bezirksamt der Leitfaden des GKV-Spitzenverbandes und der Kooperationsverbund „Gesundheitliche Chancengleichheit“ bekannt? Wenn ja, inwieweit besteht eine Zusammenarbeit mit den Krankenkassen im Bereich Prävention? Wenn nein, wird eine Zusammenarbeit angestrebt?
  4. Welche Ämter/Abteilungen/Stabstellen/Organisationseinheiten des Bezirksamtes Pankow sind für sozialraumorientierte Präventionsprojekte nach §20 SGB V ff. in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen zuständig?
  5. Ist dem Bezirksamt Pankow die „Grüne Liste Prävention“ bekannt? Wenn ja, inwieweit wurde die Grüne Liste Prävention in der Vergangenheit angewendet?
  6. Wurde die „Grüne Liste Prävention“ angewendet um das Flexibudget im Jugendamt Pankow zu evaluieren bzw. Projektanträge danach auszuwählen? Wenn nein, bitte um Begründung und um Nennung, ob andere, alternative, evidenzbasierte Leitfäden herangezogen werden und wenn ja, welche.
  7. Inwieweit orientiert sich das Bezirksamt Pankow an erfolgreichen Projekten anderer Bundesländer und Kommunen?
  8. Inwieweit arbeitet Pankow mit anderen Kommunen zur Erarbeitung passender Präventionsangebote zusammen?
  9. Gemäß §20 SGB V sind folgende Schwerpunkte für Präventionsprojekte möglich: Diabetes Mellitus, Brustkrebs, Tabakkonsum, gesund aufwachsen, gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Depressionen, Alter, Alkoholkonsum.
    1. Mit welchen der möglichen Schwerpunkte befasst sich das Bezirksamt Pankow derzeit und warum? Falls das Bezirksamt Pankow keine Schwerpunkte gesetzt hat, mit denen es sich befasst, bitte um Begründung.
    2. Welche konkreten Angebote und Präventionsprojekte werden in der bezirklichen Schwerpunktsetzung gemacht bzw. umgesetzt?
    3. Welche Schwerpunktsetzung ist unter Berücksichtigung der Daten der bezirklichen Gesundheitsberichterstattung am dringlichsten?
  10. Wie hoch ist der Anteil an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer FASD-Diagnose in Pankow?
  11. Anhand welche sozialwissenschaftlicher Daten werden Bezirksregionen/Lebensweltlich orientierte Räume (LOR) für Präventionsprojekte bestimmt?
  12. Inwieweit ist der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD) sowie Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) mit der Konzeption und Umsetzung von Präventionsprojekten betraut bzw. in diese involviert?
  13. Wie hoch ist der prozentuale Anteil von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zur Gesamtbevölkerung in Pankow, die eine Diagnose der fetalen Alkoholspektrumsstörung (FASD) nach §99SGB IX bzw. §35a SGB VIII haben?
    1. Wo in Pankow finden sich Beratungsstellen und Angebote für von FASD betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene? Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirksregion bzw. Lebensweltlich orientierten Räumen (LOR).
    2. Welche Präventionsmaßnahmen und -angebote werden insbesondere im Bereich FASD in Pankow umgesetzt bzw. den Bürger:innen unterbreitet?
    3. Wie hoch schätzt das Bezirksamt die Folgekosten durch fehlende Präventionsangebote insbesondere im Bereich FASD ein? Bitte um Schätzung und Angabe in T Euro.
    4. Wie bewertet das Bezirksamt die Effektivität der Maßnahmen bzw. Angebote in Hinblick auf die Senkung von Folgekosten, insbesondere mit Blick auf FASD und die Bereiche Hilfen zur Erziehung (HzE) sowie Eingliederungshilfen (EGH)? In welcher Höhe könnten Gelder durch eine wirksame Prävention nach Schätzungen des Bezirksamtes jährlich eingespart werden?

 

Antwort des Bezirksamts
Anlage 1