Den Mauerpark mit allen baulichen und pflanzlichen Bestandteilen als einmaliges historisches Kulturzeugnis schützen und pflegen!

25. Tagung der BVV

Drs. VIII-0918

Gemeinsamer Antrag der SPD-Fraktion und der Linksfaktion


Die BVV möge beschließen:

In Zusammenhang mit dem westlichen Teil des zukünftig fertiggestellten Mauerparks, aus der Hand eines Entwurfsverfassers, ergibt sich ein für Berlin außergewöhnliches Beispiel einer über 25 Jahre gewachsenen, soziokulturellen Parkanlage der frühen Zeit des Zusammenwachsens der beiden zuvor getrennten Teile der Stadt. Die bauzeitliche Substanz der Relikte aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie die Einschätzung des gartenkünstlerischen und städtebaulichen Wertes der Parkanlage sollen dauerhaft erhalten und nur behutsam im Sinnes des Charakters der Gesamtanlage weiterentwickelt werden.
Die BVV Pankow ersucht daher das Bezirksamt auf zum Schutz der Substanz den Mauerparks gemäß folgenden Zielvorgaben vorzugehen:

  1. Die Reparatur und die Anpassung des Mauerparks an Bedürfnisse einer barrierefreien Mobilität muss den Vorrang des Bestandes der authentischen Substanz respektieren und Lösungen finden, die mit kleinen Eingriffen oder Ergänzungen Möglichkeiten zur Querung der Schwedter Straße ohne Barrieren möglich macht. Das historische Pflaster der Schwedter Straße ist als Teil des Kulturgutes Mauerpark zu reparieren und zu bewahren. Glatte Nord-Süd-Durchquerungen und somit eine bequemere Befahrbarkeit sind im neuen Parkteil am westlichen Rand schon ab 2020 möglich.
  2. Die originale Hinterlandmauer oder gar ganze Teilbereiche des Mauerparkhanges am Rand des großen Stadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sport-Parks dürfen nicht durch die Bauarbeiten des Stadionersatzneubaus gefährdet werden.

Begründung:

Der Mauerpark ist ein mit Leben erfülltes und noch recht junges Beispiel der Gartenkunst in Berlin auf historischem Boden. In diesem Jahr kommen hier einige wiederkehrende Ereignisse zusammen:
130 Jahre alt wird das unverändert liegende Reihensteinpflaster und die Bordsteine der Schwedter Straße im Park als Zeugnis der Entstehung des Prenzlauer Berges und des Güterbahnhofes der Nordbahn und somit als erste befestigte Straße auf der ehemals “Verlorener Weg” benannten Verbindung in diesem Bereich. Der aus originalem Schichtaufbau und der sehr hochwertigen Oberfläche aus ebenen, hellgrauen und rötlichen Granitpflaster bestenden Belag ist bewusst in die Gestaltung des Mauerparks einbezogen worden.
Genau 58 Jahre ist es her, dass die Schwedter Straße zur Grenzlinie und der heutige Mauerpark zum Grenzgebiet zwischen Ost-und West-Berlin wurden. Bis heute zeigen die Einpflasterungen im originalen Pflasterbelag nachvollziehbar die Standorte der ersten Betonpfosten mit Stacheldraht vom August 1961, wie es sonst in Berlin nicht zu finden ist.
Seit 30 Jahren ist der Wunsch an dieser Stelle der ehemaligen Teilung Wirklichkeit geworden, einen verbindenden Park an Stelle der Berliner Mauer auch als Erinnerungsstätte und lebendigem Ort mit seinen geschichtlich sprechenden Bestandteilen zu schaffen.
25 Jahre existiert der Mauerpark als gartenkünstlerisches Werk von Professor Gustav Lange und wurde realisiert durch die Allianz-Umweltstiftung, den Senat von Berlin sowie durch die Grün Berlin.
Gerade die Entdeckung der Pflasterstraße in ganzer Länge unter dem Sand des ehemaligen Grenzstreifens in der Realisierungsphase und die Veränderung des Entwurfs wegen diese Fundes durch Professor Lange selbst und der dadurch möglichen Verbindung von Parkentwurf und historischen Spuren macht den Mauerpark zu einem schützenswerten Zeugnis der Berliner Gartenkultur.