Grünflächen gestalten statt mähen - Pankow muss insektenfreundlich werden!

25. Tagung der BVV

Drs. VIII-0900

Antrag der Linksfraktion


Die BVV möge beschließen:

Das Bezirksamt Pankow wird ersucht, die Planung und Praxis der Grünflächenpflege in Hinblick auf die Aspekte der Insektenfreundlichkeit, der Artenvielfalt sowie der Anpassung an den Klimawandel konzeptionell zu überarbeiten.

Dabei sind folgende Zielstellungen zu verfolgen:

  • Grünflächen sollen teilweise einer intensiven Gartenpflege entzogen werden, damit sie als Blühstreifen, Wildblumenwiesen oder Grünzug eine Bedeutung für Insektenschutz und Artenvielfalt erlangen können.
  • Die durchzuführenden Pflegemaßnahmen sind in Bezug auf das sich verändernde Klima in den Innenstädten auf ein angemessenes und sinnvolles Maß zu bringen.

Das Bezirksamt wird darüber hinaus ersucht, bei den Wohnungsbaugesellschaften im Bezirk dafür zu werben, dass diese Ziele bei der Pflege auch auf deren Flächen Anwendung finden.

Begründung:

Der Naturschutzbund (NABU) gibt im Jahre 2016 bekannt, dass sich zwischen 1989 und 2014 die Biomasse der Fluginsekten um 80 Prozent reduziert hat. Insekten spielen aber sowohl auf dem Land als auch in der Stadt eine entscheidende Rolle für die Existenz von Ökosystemen. So tragen sie nicht nur zur Vermehrung von Pflanzen bei, sondern haben auch eine besondere Bedeutung für die Fruchtbarkeit des Bodens. So weist der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) darauf hin, dass die Bestäuber unter den Insekten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln leisten. Zu diesen zählen neben den weltweit 20.000 verschiedenen Wildbienenarten auch viele Schmetterlingsarten, Fliegen, Motten, Käfer und Wespen. Der Weltbiodiversitätsrat schätzt, dass 87,5 Prozent der Blütenpflanzen von der Bestäubung durch Tiere abhängen. Damit spielen diese in der Natur eine zentrale Rolle für die Stabilität von Nahrungsketten.

Der NABU weist darauf hin, dass die Landschaft in Deutschland ab Juni »blütenarm« sei, wenn Wiesen und Weiden gemäht sind. Dies ist auch ein zentrales Problem in Pankow. Viele freie Flächen, sowohl Außenflächen von Wohngebäuden als auch Parks werden durch Gartenpflege-Maßnahmen in ihren Funktionen als Lebensräume von Tieren und Pflanzen und als Faktor des Stadtklimas geschädigt. So werden die Nahrungsgrundlagen für Insekten, insbesondere von (Wild)Bienen und damit auch von Vögeln zerstört und vertrocknete Kurzrasenflächen geschaffen. Darüber hinaus werden insektenfeindliche Pflanzen wie die Platane oder Kirschlorbeer gepflanzt und auch die Nachpflanzung nach Baumfällungen erfolgt oft nicht. Die Situation der Bestäuber ist sehr bedenklich und so gilt es in Pankow gezielt, bestehende Ökosysteme zu schützen und neue zu schaffen.

Zudem wird durch das intensive Mähen von Rasenflächen bei Hitze und Dürre die Fähigkeit der Grünflächen reduziert, Feuchtigkeit zu speichern und zur Absenkung der innerstädtischen Wärme beizutragen. Insofern ist es nur sinnvoll, die Grünflächen-Pflege neu zu gestalten.