Mehrsprachigkeit fördern! Herkunftssprachlichen Unterricht ermöglichen!

40. Tagung der BVV

Drs. VIII-1453

Gemeinsamer Antrag der Linksfraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen


Die BVV möge beschließen:

Das Bezirksamt wird ersucht, in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und der Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung, Mehrsprachigkeit in Pankow zu fördern und den herkunftssprachlichen Unterricht zu ermöglichen. Dabei sind für den Bezirk Pankow u.a. folgende Punkte zu berücksichtigen und konkrete Handlungsempfehlungen für die Pankower Schulen zu entwickeln:

Um herkunftssprachlichen Unterricht zu ermöglichen, braucht es eine konkrete Bedarfsabfrage oder -ermittlung der Sprachen, die sowohl für die Schulen als auch die Sozialräume erstellt werden sollte. Bei diesem Prozess sind sowohl Eltern und Lehrer*innen einzubeziehen, als auch Migrant*innen-Communities und Migrant*innenorganisationen. Zudem sollten die Erkenntnisse der Sozialraumorientierten Planungskoordination aufgenommen und einbezogen werden.

Zur Sicherung eines möglichst hohen Standards des herkunftssprachlichen Unterrichts sollte, gemeinsam mit Eltern, Lehrer*innen, Migrant*innen-Communities und Migrant*innenorganisationen, die konzeptionelle Weiterentwicklung dieses herkunftssprachlichen Unterrichts betrieben und besonders in diesen Communities um Unterstützung an den Schulen geworben werden (z.B. als Lehrkräfte, Quereinsteiger*innen, Sozialarbeiter*innen)

Der Bezirk Pankow soll sich bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie der Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung dafür einsetzen, dass Lehrkräften mit im Ausland erworbenen Lehramtsabschlüssen in einem zügigen und transparenten Verfahren ein Weg in den Berliner Schuldienst ermöglicht wird. Dazu bräuchte es u.a. gesonderte Unterstützung durch Hilfe im bürokratischen Verfahren, kostenlose und qualitativ hochwertige Sprachkurse, idealerweise an den Berliner Universitäten, und Zertifizierungsverfahren.

Der Bezirk Pankow soll sich bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie der Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung dafür einsetzen, dass perspektivisch eigene Berliner Angebote der grundständigen Lehrkräftebildung für herkunftssprachlichen Unterricht etabliert werden.

Die Erfassung von Mehrsprachigkeit sollte nicht mehr als »nichtdeutsche Herkunftssprache« aufgenommen werden, sondern jede Sprache einzeln. Dadurch ist es den Bezirken möglich, sich einen besseren Überblick über das Potenzial und die notwendige Unterstützung von Mehrsprachigkeit zu verschaffen.

Begründung:

Das Thema Mehrsprachigkeit ist ein sehr präsentes Handlungsfeld, sowohl im Integrationsausschuss als auch im Integrationsbeirat. Viele Vereine und Organisationen beschäftigen sich seit Monaten mit diesem Thema, u.a. das Netzwerk Lingua Pankow oder die AG Mehrsprachigkeit des Integrationsbeirats Pankow in Kooperation mit dem berlinweiten Netzwerk BEFaN. Auf vielen Diskussionsrunden und Beratungen haben sich einige klare Handlungsfelder herauskristallisiert, die jedoch als eine nicht abgeschlossene Liste betrachtet werden können. Das Ziel ist, Mehrsprachigkeit als Potenzial und als Gewinn für eine vielfältige und kulturelle Stadt zu begreifen. Wir müssen die gelebte Sprachenvielfalt auch in den Schulen abbilden. Derzeit verschenken wir ein riesiges Potenzial von tausenden Schüler*innen, die neben Deutsch und Englisch, ihre eigene Herkunftssprache nur gebrochen sprechen und den enormen Wissensschatz an Literatur und Sprachenvielfalt nicht weitertragen. Es ist zudem wissenschaftlich erwiesen, dass sich die Förderung des Spracherwerbs der Herkunftssprache positiv auswirkt auf den Erwerb der deutschen Sprache. Fördern wir Vielfalt, unterstützen wir neue Potenziale und bilden wir die Realität auch in den Schulen Pankows ab.