Sozialer Städtebau an der Elisabeth-Aue

Drs. IX-0152

Antrag der Linksfraktion


Die BVV möge beschließen:

Zur von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angestrebten Entwicklung der Elisabeth Aue fordert die Bezirksversammlung von Pankow die Einhaltung folgender Maßgaben:

Die Fläche ist im Zusammenhang und mit Rücksicht auf die Umgebung zu entwickeln. Das betrifft die Ortslage als Teil der Siedlungsachse Pankow-Wandlitz, sie definiert den Stadtrand und Übergang zum Landschaftsschutzgebiet und ergänzt den Ortsteil Französisch-Buchholz. 

Die Elisabeth-Aue sollte als moderner Stadtteil mit nach Norden und Westen hin abnehmender Geschosshöhe und als Grenze des Geschosswohnungsbaus konzipiert werden. Damit ein lebendiger Stadtteil entsteht, ist eine Mischung aus Mietwohnungen, Formen des Gemeinschaftswohnens und Kleingewerbe zusammenzustellen. Die Flächen der Elisabeth-Aue sollen dem gemeinwohlorientierten Sektor des Berliner Wohnungsmarktes zur Verfügung gestellt werden.

Nördlich und westlich des geplanten Schulcampus ist ein Mischgebiet mit sozialer Infrastruktur für Jung und Alt vorzusehen. Nahversorgung, Einzelhandel und Kultur schaffen  dort einen Anknüpfungspunkt zum angrenzenden Wohngebiet. Es ist als öffentlicher Stadtraum zu planen, der das Gebiet selbst und den östlichen Bestand versorgt.

Die Bebauung ist mit höchsten ökologischen Ansprüche zu errichten: Fokussierung auf nachhaltige Baustoffe, Energie/Wärme-Erzeugung vor Ort, Dachflächen-Nutzung für Photovoltaik und Gemeinschaftsgärten sowie begrünte Fassaden. Das Wohngebiet sollte über einen hohen Grünflächenanteil verfügen.

Zum Naturpark Barnim soll eine Übergangszone mit Grünanlagen, Klein- und Gemeinschaftsgärten geschaffen werden. An der Bundesstraße 96a sollte durch den Erhalt des Baumbestandes und einen weiteren unbebauten Streifen die Nord-Süd-Kaltluftschneise erhalten bleiben. Entsprechend der gültigen Vorgaben wird das Gebiet als Schwammstadt zu entwickeln sein, dabei sollte die Möglichkeit genutzt werden, den „Graben 5“ im Norden des Areals aufzuwerten.

Das Wohngebiet ist autoarm, nur mit der notwendigen Erschließung auf dem Areal, zu konzipieren – dafür muss der Umweltverbund gestärkt werden. Dies erfolgt hauptsächlich durch die  Weiterführung der Straßenbahnlinien 50 und M1 bis zu einer gemeinsamen Endstelle Schillingweg/Buchholzer Straße. 
Das Radwegenetz zu S-Bahnhöfen ist auszubauen und die Radinfrastruktur zu stärken, so sollten auch in Tiefgaragen Stellplätze für Fahrräder geschaffen werden.
Der motorisierte Individualverkehr (MIV) soll im Norden auf dem dafür auszubauenden Schillingweg verlaufen – von der Blankenfelder Chaussee bis zur Straße 123 als Stadtstraße mit je einer Richtungsspur. Im Süden erfolgt die MIV-Erschließung über den Rosenthaler Weg, im Osten über die Blankenfelder / Buchholzer Straße.

Das Bezirksamt wird ersucht sich entsprechend dieser Maßgaben in die Debatte zur Entwicklung der Elisabeth Aue einzubringen und sich gegebenenfalls in Konsultationen und zukünftigen Planungsprozessen dahingehend einzubringen. Zusätzlich halten wir es für geboten frühzeitig auf die Erstellung eines Beteiligungskonzeptes, nach den Maßgaben der Leitlinien für Beteiligung Pankow, hinzuwirken.

Begründung:

Mit dem Ende des Moratoriums zur Entwicklung der Elisabeth Aue aus der vergangenen Wahlperiode und der Forderung nach dem Ausloten von Wohnpotenzialen, eben dort, im aktuellen Koalitionsvertrag, hält die BVV Pankow es für geboten, sich konstruktiv in die Debatte einzubringen. Neben dem öffentlichen Behaupten von realistischen Zielzahlen durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist es aber Aufgabe des Bezirkes mit Augenmaß und in Kenntnis der Verhältnisse vor Ort Vorschläge zu unterbreiten, wie der Ortsteil Französisch Buchholz an dieser Stelle sinnvoll ergänzt und zum angrenzenden Landschaftsschutzgebiet abgeschlossen werden kann. Es ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den landeseigenen Flächen von Nöten. Wir brauchen ein modernes Quartier, das den Herausforderungen des Klimawandels gewappnet ist und ausreichend Platz für gemeinwohlorientierten Wohnraum bietet, um langfristig dämpfend auf die Mietenentwicklung in der Stadt Einfluss zu nehmen. Eine Stadtraumgestaltung der kurzen Wege mit attraktiver Einbindung in den öffentlichen Nahverkehr sind Schwerpunkte, die wir im Bezirk setzen und die wir auch hier beispielhaft umsetzen wollen. Wohnraum zu schaffen ohne entsprechende Angebote an sozialer und kultureller Infrastruktur, generiert überflüssige Verkehre und verhindert eine qualitative Verknüpfung mit den umliegenden Ortslagen. Die hier formulierten Maßgaben sollen gleichzeitig Willensbekundung der BVV, als auch Leitschnur für die in die Planung involvierten Teile der Pankower Verwaltung sein.