Contra, sempre furioso con forza

Michael van der Meer

Budgetiertes Musikschulprodukt. Ein Artikel für extraDrei


Wer Musikschule mit musischer Bildung verbindet, sich gar noch der eigenen Musikschulzeit erinnert, wird kaum ahnen, auf welchem Instrument Haushälter zu spielen vermögen, um Musikschule endlich als das zu begreifen, was sie ist: eine Produktionsstätte.

Klar, denn der Musikschulbetrieb produziert Musikunterricht, rechnet nach Stückzahl – es hätte ebenso gut Masse, Gewicht, Brennwert, Dezibel oder Volumen sein können. Bei diesem »Produkt« ist weitgehend irrelevant, ob da Triangel oder Violoncello, ob Gesang oder rhythmische Bewegung unterrichtet werden. Worauf es wirklich ankommt, sind die Kosten, die sich Berlin möglichst sparen sollte. Natürlich will niemand den Bezirken die Musikschulen einsparen, das besserte kaum den Ruf der Stadt, die so gern auch Kulturmetropole wäre. Und vieltausend Musikschülerinnen und ‑schüler haben Eltern, deren Gedächtnis womöglich bis zum nächsten Wahlsonntag reichte? Nein, da wollen auch die Haushälter nichts riskieren, spielen ad libitum ihr Instrument: die Kosten-Leistungs-Rechnung (KLR).

So wird das Produkt zum Kostenträger für Gehälter, Honorare und Löhne, für Unterrichtsräume, deren Ausstattung wie Pflege und Wartung, auch die Aktenführung soll bezahlt sein. Zugegeben, nicht sehr musisch, eher profan.

Doch die KLR kann mehr. Mit so ermittelten durchschnittlichen Kosten des »Produktes« werden Musikschulen aller Bezirke künftig budgetiert, nach Einheitspreis. Was teurer ist, wird nicht bedacht, zum Budgetverlust, und etwaiger Budgetgewinn verfällt im Haushaltsloch. Wieviele Unterrichtsverträge bestehen, ist nebensächlich, denn auch die »Produktmenge« wird nun so vorgegeben, alles ausgerichtet am »Median«, dem Durchschnitt der Berliner Bezirke. Was drüber steht, wird abgeschnitten. Pech für Musikschulen mit angestellten Lehrern, weil die teurer sind als Freie Mitarbeiter. Pech auch für Musikschulen mit angestammten Häusern und guten Instrumenten, weil die kosten richtig Geld. Berlin hat begonnen, seine Musikschulen über den Haushalt abzuwickeln.

Was ist eigentlich eine Musikschule? Für Haushälter ein Kostenfaktor, ohne qualitativen Inhalt. Gefragt sind Flötentöne contra Streicher! Ran ans Blech, den Marsch zu blasen!

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Michael van der Meer