Öffnung der Außensportanlagen der Pankower Schulen für den Individualsport von Kindern und Jugendlichen ermöglichen!

Die Bezirksverordnetenversammlung Pankow hat auf ihrer Sitzung vom 28.09.2022 einen Antrag der LINKEN beschlossen, der das Bezirksamt auffordert, die Möglichkeit zur Öffnung der Außensportanlagen der Pankower Schulen für den Individualsport von Kindern und Jugendlichen zu prüfen. Auf Basis einer Machbarkeitsstudie soll das Konzept an mindestens einer Schule pilotiert werden, bevor es ausgeweitet werden kann. Die Pilotierung trägt der unterschiedlichen Ausstattung der Schulen Rechnung und nimmt auch die Erreichbarkeit der Standorte in den Blick.

Der Antrag der Linksfraktion geht auf die „Initiative Bildungsgerechtigkeit 2021“ zurück; ein Zusammenschluss von Schüler*innen, die ihr Anliegen auf Basis einer Datenauswertung zu den Folgen der Coronakrise bei Kindern und Jugendlichen im März 2021 formulierten und veröffentlichten. Die Forderungen waren an die Bundes- und Landesebene adressiert, mit Ausnahme der Öffnung der Außensportanlagen. Die LINKE griff die Forderung auf und formulierte sie in Richtung eines umfassenderen Ansatz: Kindern und Jugendlichen soll es grundsätzlich und ohne Vereinsbindung möglich sein, auf den bestehenden Flächen Sport treiben können. Der Bezirk kommt damit dem hohen Nutzungsdruck auf Pankower Sportanlagen nach. Es gilt also insgesamt effektiver mit den kommunalen Ressourcen umzugehen und neue Wege in der sozialräumlichen Öffnung zu gehen. Die eigenständige Nutzung von Außensportanlagen steht im Einklang mit den Handlungsempfehlungen zur integrierten kommunalen Sportentwicklungsplanung für den Bezirk Pankow, die eine Öffnung von Schulhöfen für die Sport- und Bewegungsaktivitäten von Kindern und Jugendlichen vorsieht.

Der Antrag steht gleichwohl klar im Kontext der psychosozialen Folgen der Pandemie. Die notwendigen, aber auch einschneidenden Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie haben Kinder und Jugendliche besonders hart getroffen. Die Schließungen von Kitas und Schulen führten in Verbindung mit den weiteren Kontaktbeschränkungen zu Gefühlen der Einsamkeit bis hin zur Ausbildung von Depressionen und Angststörungen. Gesundheitsberichte der Krankenkassen, wie bspw. der Kinder- und Jugendreport der DAK 2022, zeigen einen massiven Anstieg bei der Diagnose psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendliche infolge der Pandemie. Der Ärztebericht der BARMER 2021 wiederum zeigt deutlich, dass die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die eine Therapie erhalten haben, im Zeitraum 2010 bis 2019 um 46% angestiegen ist. Während der Covid-19-Pandemie habe sich die Zahl um weitere 6%, d.h. um ca. weitere 44.000 Betroffene gesteigert. Berlin habe mit einem Anstieg von 5,19% den höchsten Bedarf.

„Der Anstieg lässt sich auch in Fragen der Ungleichheit fassen: 23% mehr Mädchen im Alter von 10-14 Jahren wurden mit einer Depression diagnostiziert und Mädchen aus wirtschaftlich schwachen Herkunftsfamilien haben ein um 19% erhöhtes Risiko eine Depression zu entwickeln.“, kommentiert die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion Pankow, Maria Bigos.

Körperliche Betätigung gilt in der Psychologie als effektive Maßnahme, um Belastungs- und Angstzuständen entgegenzuwirken. Sport kann insbesondere bei Depressionen in einem ähnlichen Maße wirksam sein, wie eine medikamentöse Behandlung. Die Öffnung der Außensportanlagen bedeutet für die Kinder und Jugendlichen eine reale Möglichkeit, mit ihren Symptomen umzugehen, entweder ergänzend zu einer bereits bewilligten Therapie oder kompensierend bei den mittlerweile sehr langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz. Sport beugt auch dem Erleben neuer Belastungssituationen vor.

Gleichzeitig bedeutet die Öffnung der Außensportanlagen auch eine Möglichkeit zum Heraustreten aus der Enge familiärer Verhältnisse. Konnten Kinder und Jugendliche zuvor noch in den öffentlichen Raum ausweichen, nahm die Konfliktdichte aufgrund der fehlenden Rückzugsmöglichkeiten zu. In Kombination mit Kita- und Schulschließungen entfielen zeitweise auch die Meldeketten.

„Es fehlte buchstäblich der Blick von außen und er fehlt noch immer. Es wird viel zu wenig über den Anstieg an Kindeswohlgefährdungen während der Pandemie gesprochen. Dass familiäre Konflikte nicht mit dem erklärten Ende der Pandemie aufhören zu existieren, sollte uns klar sein. Die Pandemie hat uns vor viele neue Herausforderungen gestellt und gleichzeitig bestehende Probleme verstärkt. Es mangelt hierzu an verlässlichen Daten. Auf Fragen nach konkreten Zahlen weiß die Verwaltung des Jugendamtes in Pankow bisher keine Antwort. Die genauen Zahlen sind aber dringend erforderlich, um das genaue Maß an Unterstützungsbedarfen einschätzen und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.“, so Maria Bigos weiter.

Die LINKE wird daher nicht nur den Umsetzungsprozess des Antrages weiter begleiten, sondern auf verlässliche Informationen und Prognosen bestehen, die auch die derzeitigen Bedarfe im Verhältnis zu bestehenden Angeboten in den Hilfen zur Erziehung umfasst.