Kinder und Jugend

Pankow ist ein stetig wachsender Bezirk und Heimat zahlreicher Familien. Bei uns leben – im Berliner Vergleich – die meisten Kinder und Jugendlichen. Die Linksfraktion macht sich für einen familienfreundlichen Bezirk und eine kinderfreundliche Kommune stark. Aktuell kämpfen wir vor allem für den Erhalt der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen sowie ihre ausreichende personelle Ausstattung angesichts der Kürzungen des Berliner Senats und des Bezirks.

Hier finden Sie alle unsere Anträge und Anfragen, sowie alle Meldungen mit Bezug zu Kinder- und Jugendpolitik.

Flexibudget vom Kopf auf die Füße stellen - Prävention wirksam ausgestalten

Drs. IX-1209

Das Bezirksamt wird ersucht, bei der senatsseitig angekündigten grundlegenden Umstrukturierung der flexiblen Unterstützung für Familien (Flexibudget) einer auf bundesweit evaluierte Präventionsprojekte fokussierten Neuausrichtung zu unterziehen.

In einem fachlich fundierten Konzept, soll sich auf drei Bezirksregionen mit besonders hohen Bedarfen in den Hilfen zur Erziehung wie Buch, Weißensee Ost und Prenzlauer Berg Ost fokussiert werden. Es soll je Bezirksregion ein standardisiertes Projekt initiiert werden, deren präventive Wirksamkeit über regelmäßige Evaluationen nachgewiesen ist und die über dazugehörige bundesweit anerkannte Listen wie der Grünen Liste Prävention ausgewiesen sind. Für die Projekte sind Zielmarker und Messkriterien festzulegen und dabei entsprechende Leitlinien für effektive Präventionsprogramme zu berücksichtigen. Die Projekte des Flexibudgets sind ausnahmslos von anerkannten Trägern der Jugendhilfe umsetzen.

An der Erstellung des Konzeptes sollen, geleitet durch die Koordination des Flexibudgets, die Regional-Sozialpädagogsichen Dienste (RSD), die Familienförderung und die Jugendhilfeplanung in regelmäßigen Erarbeitungsrunden beteiligt werden. Die Praxiserfahrungen der seit 2020 bis 2025 geförderten Projektträger soll berücksichtigt werden.

Das Konzept ist bis zum 30.09.2025 zu erstellen und mit einer Auswahl und finanziellen Ausstattung der Projekte dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss am 09.10.2025 zur Beschlussfassung vorzulegen.

Einreichende: BV Maria Bigos, BV Maximilian Schirmer

 

Begründung:

Die flexiblen Hilfen für Familien (Flexibudget) haben das Ziel, niederschwellige, präventive Unterstützungsangebote für Familien und junge Menschen in belasteten Lebenslagen im Vorfeld von Hilfen zur Erziehung bereitzustellen. Es handelt sich um ein seit dem zweiten Halbjahr 2020 senatsseitig finanziertes Programm mit einem klar präventiven Ansatz. Dementsprechend ist das Flexibudget auch Teil des Fach- und Finanzcontrollings der Hilfen zur Erziehung. Die Steuerung der Mittelweitergabe an die Bezirke erfolgt über die Prüfung von zwingend einzureichenden Bezirkskonzeptionen zur Umsetzung des Fachkonzeptes Flexibudget und über den kontinuierlichen Austausch mit den Jugendämtern.

2024 erfolgte eine berlinweite, vom Land durchgeführte Erhebung zum Flexibudget mit einem im Kinder- und Jugendhilfeausschuss kontrovers disktuierten Ergebnis für Pankow und in der Folge auch einem von Seiten des Jugendamtes vorgelegten Anpassungsvorschlag, der zwar die Initiierung eines neuen Projektes im Mühlenkiez, aber auch die Einstellung des standardisierten und seit zehn Jahren regelmäßig evaluierten sowie bundesweit in seiner Wirksamkeit anerkannten Präventionsprojektes „Balu&Du“ zur Folge hatte, das im Norden Pankows Leistungen erbrachte. Zudem wurde entschieden die Familienberatung in Arztpraxen nicht weiter zu fördern, obwohl sie so gut angenommen wurden, dass andere Bezirke das Angebot nun beginnen zu implementieren. Die Anpassungen im Flexibudget wurden fachlich nicht begründet und stehen der Zielsetzung einer wirksamen Prävention entgegen.

Grundsätzlich stand die Pankower Ausgestaltung des Flexibudgets seit Initiierung im Jahr 2020 wiederholt in der Kritik, da die Verteilung der stark begrenzten Finanzmittel des Flexibudgets auf ehemals zehn und nunmehr neun kleinere Projekte keine guten Arbeitsbedingungen und somit auch kein ausreichendes Maß qualitativer Beziehungsarbeit mit den Klient:innen ermöglicht. Da nunmehr auch im Rahmen der Konsolidierung eine vollumfänglich Umstrukturierung des Flexibudget zur Wirksamkeitssteigerung klar gefordert wird, muss erneut und grundlegend über das Flexibudget entschieden werden. Hierbei ist es wichtig eine auf Fachlichkeit und Wirksamkeit fokussierte Entscheidung zu treffen, damit die Hilfen dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Ebenfalls notwendig ist es eine Positionsfindung zum präferierten Vorschlag des Senates, sich primär auf Familienräte zu fokussieren. Familienräte gab es bereits in der Pankower Kinder- und Jugendhilfe und sie wurden aus nachvollziehbaren Gründen nicht fortgeführt. Familienräte können nur eine relativ kleine Zielgruppe erreichen. Bei den besonders schwierigen und akuten Kinderschutzsfällen mit entsprechend hohen Kosten durch komplexe Bedarfe und damit auch umfangreichere Leistungserbringungen bspw. Suchtproblematiken, Gewalt und psychischen Erkrankungen sind sie ungeeignet. Zudem sind Familienräte nicht wissenschaftlich evaluiert und ihre Wirksamkeit bezogen auf die Prävention von Akuthilfen in den Hilfen zur Erziehung somit nicht eindeutig nachweisbar.